Brassai – Miller, Quiet days in Clichy
Brassai - Miller, Quiet days in Clichy
Brassai – Miller, Henry. Quiet days in Clichy. (2. Aufl.). Paris, Olympia Press (1958). 8°. 171 S., [1] Bl. mit 28 Tafeln in Heliogravure, davon 27 von Brassai (d. i. Gyula Halasz). OKart. mit farbig illustr. OU. (Entwurf: T. (eig. Shinkichi) Tajiri). Auer 364. Bougueret, Paris 259. Koetzle, Eyes on Paris 282 f. O’Roark Coll. A 181. – Zweite Ausgabe des 1940 in New York in erster Fassung beendeten, dann nochmals in Big Sur, Kalifornien 1956 überarbeiteten und erstmals gedruckten, freizügigen Romans. – Miller hat „den Fotografen (Brassai) immer wieder bei dessen nächtlichen Streifzügen begleitet, und es ist nicht auszuschließen, dass er bei der einen oder anderen Aufnahme, wie sie sich in „Quiet days in Clichy“ wieder findet, gewissermaßen Zaungast war. Die Erstausgabe – klein genug, um „sous le manteau“ mitgeführt zu werden – kam 1956 im Pariser Verlag Olympia Press heraus, einem drei Jahre zuvor von dem reichlich schillernden Maurice Girodias gegründeten, auf erotische Literatur spezialisierten Unternehmen, dem auch Titel wie „Lolita“ von Vladimir Nabokov, „Naked Lunch“ von William S. Burrougs oder „Zazie dans le métro“ von Raymond Queneau ihr Erscheinen verdankten. Miller selbst hatte sich Brassai-Fotos zu seinem bereits 1940 skizzierten, aber erst nach dem Krieg in den USA fertiggestellten Text gewünscht und über Charles Rado Kontakt zu dem Fotografen in Paris aufgenommen. Am Ende fanden 27 Motive Eingang in das Buch, davon zwei doppelseitig reproduzierte Querformate, alle übrigen sind hochkant und randabfallend auf die Seiten gestellt. Hinzu kommen eine Collage aus Postkarten sowie ein neueres Porträt des Schriftstellers aus unbekannter Quelle. … In Wort und Bild beschwört auch „Stille Tage in Clichy“ noch einmal die unbeschwerte Seite der 1930er Jahre: eine „Atmosphäre unbekümmerter, ungezügelter, überschäumender Lebenslust“. Weder geht der Text, eine Art neuzeitlicher, locker hingeworfener Schelmenroman mit erotischem, um ncht zu sagen pornographischem Generalbass, explizit auf die Bilder ein. Noch illustrieren Brassais Fotos einfach den Text. Eher strukturieren, rythmisieren, steigern sie Millers provokante Prosa und lassen so die Stimmung einer schon Mitte der 50er Jahre längst vergangenen Zeit wiederauferstehen“ (H.-M. Kotzle). – Außerdem war das Buch einer der Meilensteine bei der Aufweichung der Zensur erotischer Literatur, nicht nur in Europa. In den USA konnte es erst 1965 erscheinen, in Deutschland kam es 1968 heraus. Der Titel wurde für erotische, umstrittene und indizierte Literatur in Deutschland so sprichwörtlich, daß Robert Neumann seine Parodie „Stille Tage in Klischee“ nennen konnte. Eine Tochter von Tajiri hat bestätigt, daß ihr Vater den Umschlag entworfen hat und es sich beim „T.“ für den Vornamen um einen Druckfehler handelt. – Umschlag an den Gelenken und Kanten minimal berieben, sehr schönes offensichtlich ungelesenes Exemplar.
Unser Preis: EUR 240,-- |
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