Meggendorfer. Lustiges Automaten-Theater. Essl. (1890)
Meggendorfer. Lustiges Automaten-Theater. Essl. (1890)
Meggendorfer, Lothar. Lustiges Automaten-Theater. Ein Ziehbilderbuch. (Deckeltitel). Esslingen, Schreiber o. J. (1890). Folio (37 x 27 cm.). [9] Bl. mit illustr. Vorwort und 8 farblithogr. Tafeln mit beweglichen Teilen und Ziehmechanismus. Farbig illustr. Orig.-Halbleinenband. (Verlags-Nr. 128). Slg. Breitschwerdt 129. Doderer-Müller 312. HKJL III, 609. Katzenheim 229. Krahé 90 (mit Farbabb. auf dem Vorderdeckel, S. 98, 114 u. 131 . Krahé, Puppentheatermuseum 96 (mit 2 ganzs. Farbabb. S. 20/21). LKJ II, 460. Ries 712, 72 u. S. 135². Wegehaupt IV, 1429. Vgl. Sotheby’s Catalogue of the Meggendorfer Archive 27-29 u. Schiller 42 (beide Originalvorlagen, mit 3 Abb.). – Erste Ausgabe; die Verlagsanzeige auf der letzten Seite verzeichnet ausschließlich Titel von Meggendorfer, spätere Ausgaben verzeichnen Schreibers „Bilderbücher zum Anschauungs-Unterricht“ und andere naturwissenschaftliche Titel. – „Eine der vielen Meisterleistungen (des genialen Bilderbuchkünstlers) ist beispielsweise Das lustige Automaten-Theater, auf dessen Seiten sich eine faszinierende Pantomime abspielt. Da blickt ein Photograph den Betrachter an, und beim Bewegen des Papierstreifens am unteren Bildrand wendet er langsam den Blick, während er mit der einen Hand die Uhr aus dem Jackett zieht und mit der anderen den Kameraverschluß öffnet. Auf einem anderen Blatt schaut eine auf dem Bügelbrett sitzende Katze aufmerksam zu, wie der Schneider ein Kleidungsstück bügelt und während er den Arm vom Brett hebt und mit der anderen (Hand) das Bügeleisen vorwärtsschiebt, folgt sein Blick besorgt dieser Bewegung. Doch im gleichen Maße, wie das Eisen näherkommt, zieht die Katze den Schwanz ein… wie der „Tanzmeister“ zeigt, wissen sich seine (Meggendorfers) Musikerfiguren auch auf dem Parkett entsprechend zu bewegen. Unnachahmlich in ihrer Eleganz sind die Gebärden der von Rüschen umgebenen Hände, deren eine in die Saiten der Violine greift und deren andere den Bogen darüber führt. Der Zauber des scheinbar ausgelösten Klanges versetzt die ganze Figur in Schwingung. Während der Tanzmeister verzückt die Augen schließt, fällt ihm die Kinnlade herunter, so als stieße er unbewußt einen ekstatischen Seufzer aus. Gleichzeitig holt das eine, überkreuz gestellte Bein weit zu einer tänzerischen Pose aus. In kaum einem anderen Bild ist es Meggendorfer noch einmal gelungen, auf ähnlich großartige Weise eine Bilderbuchfigur aus ihrer papierenen Existenz zu befreien und die Wirkung der Musik an ihr sichtbar zu machen.“ (H. Krahé in Puppentheatermuseum S. 22 u. Spielwelt S. 130 f.). Außerdem enthält das Buch die Bilder „Das Negergigerl“ (ließt im Kaffeehaus die neueste Nummer der gerade im 2. Jahrgang erschienenen „Humoristischen Monatshefte“); „Der Sonntagsjäger“ (flüchtet vor einem Wildschwein auf einen Baum); „Die Sängerin“ (beim Gitarrespielen), „Die Elsässerin“ (in Tracht beim Butterstampfen) und „Die Mohrenwäsche“ (ein kleines Mädchen wäscht einer Farbigen das Gesicht mit einem Schwamm, dabei führt sie eine kreisrunde Bewegung aus, diesen Mechanismus hat Meggendorfer sonst nicht angewendet und er funktioniert bei vielen Exemplaren nicht mehr; bei vorliegendem Exemplar ist mehr eine „auf-und-ab“-Bewegung ausführbar). – Einband etwas berieben, Rückendeckel etwas fleckig, die Ziehstreifen meist erneuert, bei der ersten Tafel „Der Negergigerl“ ist die Zeitung und der Pfeifenkopf in Farbkopie ersetzt, bei der Tafel „Die Elsässerin“ ist der bewegliche Unterarm des Mädchens ist ersetzt, alle anderen beweglichen Teile sind original und alle Mechanismen funktionsfähig, papierbedingt wie immer etwas gebräunt, insgesamt noch sehr gutes Exemplar.
Unser Preis: EUR 1.800,-- |
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